Taiwan 2025

01/09/2025 bis 20/09/2025

Taiwan

Mittlerweile fangen viele Reisen so an: Vor langer langer Zeit waren wir schon mal in … Taiwan. Damals waren wir nur für ein paar Tage in Taipeh. Mehr als 15 Jahre später sind wir zurückgekehrt um uns die ganze Insel anzusehen.

01/09/2025

Taipei

Schon auf dem Weg mit dem Express Train in die Stadt war klar: Taipei ist in den letzten 15 Jahren nicht schöner geworden - riesige Straßen, sehr hässliche Hochhäuser. Aber das Klima war weiterhin ziemlich heiß, schon morgens deutlich über 30º. Trotz lauerndem Jetlag sind wir direkt auf eine kleine Stadttour gestartet - weniger aus unbändiger Neugierde als wegen des späten Check-ins.

Wir wollten nach Datong, wo die Dihua Street mit heruntergekommenen Kolonialhäusern und Geschäften lockt. Leider war am Vormittag dort kaum etwas los und das meiste geschlossen. Daher haben wir (auch im Kampf gegen die Müdigkeit) den ersten Kaffeestopp eingelegt, dem noch sehr viele in den nächsten Tagen folgen sollten. Denn Cafés sind im Gegensatz zu vielem anderen in Taiwan super stylish und sehr ambitioniert, was die Handwerkskunst angeht.

Ein kurzer Abstecher zum Fluss hat uns den Rest gegeben. Beim Anblick der schäbigen Fassaden von New Taipei am anderen Ufer haben wir aufgegeben um möglichst bald und lang unseren Jetlag auszuschlafen.

02/09/2025

Wir hatten es geschafft vom Nachmittag bis zum nächsten Morgen durchzuschlafen. Eigentlich kann man nicht besser in einen Urlaub starten, als mit anderthalb Tagen im Bett. Mit frischem Kopf haben wir auch die seltsame App für die Leihfahrräder (YouBike) verstanden und konnten so nach einem öligen Frühstück gleich losradeln. Die Stationen, an denen man die Fahrräder leihen und zurückgeben kann, sind überall in der Stadt verteilt. Meistens kommt man so viel näher ans Ziel als mit der Metro.

Wir haben die Stadt einmal nach Osten durchquert. Am berühmten Hochhaus 101, dem 500m hohen Stolz Taiwans, vorbei sind wir bis zum Fuß des Elephant Mountain gefahren. Der grün bewachsene Hügel setzt der Ausdehnung der Stadt ein Ende. In einem ruhigen, etwas japanisch anmutenden Viertel an seinem Fuß beginnt die endlose Treppe, die zu Taipeis besten Aussichtspunkten führt. Morgens um 10 Uhr war es schon 34º und nach ein paar Metern waren wir nass geschwitzt. Die Kenner unter den Besuchern sind gleich mit einem Handtuch im Nacken gestartet. Es hat uns (positiv) überrascht, wie abrupt der Pfad die Stadt hinter sich ließ. Der Weg führte durch einen schattigen, tropischen Wald. Die Gesänge von Vögeln und das Brummen der Käfer hat den Verkehrslärm ersetzt. Die Mühe hatte sich gelohnt - der Ausblick auf das übergroße Taipei 101, das den Rest der Stadt so weit überragt, war toll.

In einem arktisch temperierten Café haben wir uns ein bisschen getrocknet, aber es war zu kalt, um es länger auszuhalten. Also haben wir uns wieder YouBikes gesucht und sind weiter quer durch die Stadt gefahren. Diese Art der Fortbewegung ist optimal: Es ist flach, man darf überall auf den Bürgersteigen fahren, man bekommt etwas von der Stadt und dem schönen Wetter mit.

Wir haben einen Abstecher zum Songhsan Creative Park gemacht, wo in einer alten Fabrik kleine, kreative Geschäfte untergebracht sind. Mit dem Schirm in der einen und dem Lenker in der anderen Hand sind wir local-style durch einen kurzen Regenguss weiter gefahren. Nicht so local-style aber sehr lecker war das Essen im Pang Taco-Restaurant (auch wenn es gewöhnungsbedürftig ist, dass die sauberen Leute hier Tacos mit Plastikhandschuhen essen).

Schließlich sind wir beim gigantischen Chiang Kai-shek Denkmal gelandet. Daran führte kein Weg vorbei, auch wenn wir es natürlich beim ersten Besuch schon gesehen hatten.

Für den Abend haben wir uns schön gemacht und sind ins schicke Viertel Dazhi nördlich des Keelung Fluss gefahren. Dort haben wir im wunderschönen Banbo Restaurant ein unglaubliches Abendessen serviert bekommen, das uns viele Geschmäcker der Insel präsentierte.

03/09/2025

Wir sind wieder nach Westen ins Viertel Ximen gefahren. Dort sollte es belebt und modern sein. Aber vormittags gilt belebt eher weniger. Am Longshan-Tempel war zumindest ein bisschen was los - Segen geht immer. Wir waren froh, unter den großen Laternen mit Drachenmotiven etwas Schatten abzubekommen. Am Gebäude waren Wasservernebler angebracht, um die Besucher beim Beten etwas abzukühlen.

Für uns hat es nicht gereicht und wir sind in ein herrlich unterkühltes Café geflohen. Die meinen Kaffee wirklich ernst. Der Besitzer macht seine eigenen Blends und röstet selbst (und bekam Auszeichnungen dafür). Das Ergebnis war der beste Iced Latte unseres Lebens!

Mittags haben wir uns Taiwans Nationalgericht gewidmet: Die Rindfleischsuppe. Man fragt sich, warum sich dieses „Kalte-Tage-Essen“ auf einer so heißen Insel solcher Beliebtheit erfreut. Aber sobald man sich in den eisigen Hauch einer mannshohen Klimaanlage setzt, macht das alles Sinn.

Auf dem Rückweg zum Hotel sind wir nördlich der großen Zhongxiao Road zufällig auf ein charmantes, kleines Viertel gestoßen - Geheimtipp könnte man fast sagen! Die Häuser waren nur zwei Stockwerke hoch und Bäume warfen einen angenehmen Schatten auf einen kleinen Parkstreifen. Auf den ersten Blick wirkten die Häuser nicht mehr taufrisch, aber in den Erdgeschossen gab es schöne Boutiquen, Schönheitssalons, Bars und überschicke Cafés wie das VWI by Chadwang.

Jede größere Stadt in Taiwan hat mindestens einen Nachtmarkt. In Taipei gab es so viele davon, dass wir uns kaum entscheiden konnten. Nach ein paar Münzwürfen sind wir zur Linjiang Street gefahren. Abends gewinnt die Stadt ungemein an Charme, wenn die Straßen voller Menschen sind und die hässlichen Teile im Dunkeln verschwinden.

Auf dem Linjiang Night Market haben wir eine weitere leckere Soul-Food-Ikone kennengelernt: Den köstlichen Frühlingszwiebel-Pfannkuchen. Mutigere hätten auch frittierte Hühnerfüße knabbern oder den stinkenden Stink-Tofu genießen können. Wir haben uns stattdessen noch mit einer Extraportion Dumplings verwöhnt.